Nachdem im Frühjahr öffentlich bekannt wurde, dass nicht weniger als 50 Millionen Facebook-Konten ohne Berechtigung, insbesondere für die Wahlen in England und den USA, von Cambridge Analytica ausgewertet wurden, war klar: sinkende Userzahlen werden Facebook schon bald in die Knie zwingen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Mit Veröffentlichung der Facebook-Nutzerzahlen für das erste Quartal 2018 ist das Ergebnis durchaus positiv.
Facebook und seine deutschen User
Die allgemeine Umsatzsteigerung lässt sich mit den Tendenzen in Deutschland nicht in Einklang bringen. Hier kämpft Facebook seit längerem mit dem Rückgang seiner Daily Active User (DAU). Während 2012 noch 58 Prozent der Social-Media-Nutzer in Deutschland auf Facebook eifrig Beiträge und Kommentare verfasst und Bilder und Videos eingestellt hatten, waren es 2014 lediglich noch 38 Prozent. Und nach dem Datenskandal denkt jeder zweite Bundesbürger über die Löschung seines Accounts nach.
So hat sich die bundesweit zuständige Hamburger Datenschutzbehörde dem Fall angenommen und Bundesjustizministerin Katharina Barley (SPD) forderte den Internetkonzern zu Konsequenzen auf.
Facebook vs. Userverlust
Im Vergleich zwischen dem vierten Quartal 2017 (370 Mio. DAU) und dem ersten Quartal 2018 (377 Mio. DAU) stiegen die Userzahlen für Europa – für Deutschland gibt es keine gesonderten Zahlen – um sieben Millionen. Eine normale Durchschnittsquote, wenn jedoch der Nordamerikanische Markt, der lediglich um zwei Millionen DAU wuchs, in den Fokus rückt, so werden die sinkenden Zahlen deutlich. Dabei ist von Facebook nicht erfasst, ob es sich um Privat-, Business oder gar Fake-Accounts handelt, wodurch weitere DAU generiert werden können. Unklar bleibt, wer wirklich Facebook nutzt. Hier ist auch für Facebook der Datenschutz wichtig.
So soll es bei Facebook künftig möglich sein, sämtliche Daten und hochgeladene Inhalte in Formaten wieder herunterzuladen, mit denen sie zu einem anderen Dienst verlagert werden können. Das gehört auch zu den Anforderungen der EU-Datenschutz-Verordnung, die am 25. Mai in Kraft tritt. Besonders für Facebook, das seine Nutzer mit Werbung bei Laune hält, wird diese neue Rechtsgrundlage eine Herausforderung. Die Frage, die sich aufdrängt: Öffnet Facebook so nicht auch die Türen für weitere Datenabgriffe?
Was bleibt zu erwarten?
Nachdem Facebook in Folge des Datenskandals zugeben musste, dass der Datendiebstahl nur die Spitze des Eisbergs sein könnte, schwindet das ohnehin schon öffentliche Vertrauen gegenüber der Social Media Plattform. Die Verantwortung gegenüber den Usern will Mark Zuckerberg medienwirksam übernehmen. Er intensiviert die Kommunikation mit der Europäischen Union und sagte kürzlich vor dem EU-Parlament aus. Sinkende Nutzerzahlen sind hierbei ein nicht zu unterschätzender Faktor. So gab Facebook jüngst eine verringerte Interaktion in seinem wichtigen Markt USA und Kanada zu; zum deutschen Markt schweigt das Unternehmen bisher.
Was haben Unternehmen zu beachten?
Durch kontinuierliche Beobachtung der Plattform können neue Tendenzen erkannt und Strategien angepasst werden. Sobald die Statistiken der DAU keinen Anstieg mehr vorweisen, wachsen auch die potentiellen Zielgruppen nicht weiter an. Hier ist entsprechend Handlungsbedarf geboten und die Kommunikation sollte angepasst werden, um die verbleibenden Nutzer erhalten zu können. Letztlich darf dabei auch nicht außer Acht gelassen werden, dass die Umsiedlung der DAUs zu anderen Plattformen auch die Unternehmen nach sich ziehen wird.
Welche Veränderungen erwarten Sie? Haben Sie bereits Erfahrungen mit sinkenden Facebook-Nutzerzahlen gemacht? Teilen Sie gerne mit uns Ihre Erkenntnisse, wir freuen uns!
Wenn ich mein eigenes Facebook-Verhalten reflektiere, kann ich nur bestätigen, dass ich auf diese Plattform deutlich inaktiver bin, als noch vor fünf Jahren. Es war vor allem der Facebook Messenger, auf den meine Freunde und ich angewiesen waren, um zu chatten. Spätestens seit dem Durchbruch von WhatsApp nutzen wir den Messenger nicht mehr (Das ist zumindest in Deutschland so. In Australien kennt ist WhatsApp den wenigstens ein Begriff und kommuniziert wird weiterhin über den Messenger.) Damals haben wir noch fleißig Fotos hochgeladen und witzige Chronikeinträge verfasst. Aber man wird älter und diese Art der Kontaktpflege wird zumindest für mich unwichtiger – und ja, Facebook ist für mich eine Plattform der Kontakt- und Interessenspflege. Ich nutze es nur noch, um in meinen Studi-Gruppen auf dem neuesten Stand zu bleiben und wenn ich den plötzlichen Drang verspüre, unzählige Kurzvideos, die sich in meinem Newsfeed tummeln, anzuschauen. Kurz und Knapp: Facebook ist für mich ein Freizeitmedium geworden, das ich eher passiv nutze. Über Artikel und Inhalte, die mich besonders beruflich interessieren, informiere ich mich lieber über LinkedIn. Ob meine persönliche Beobachtung auf die Grundgesamtheit anwendbar ist, bleibt wohl offen. Unternehmen sollten sich damit auseinandersetzen, auf welche Art und Weise Facebook von welcher Zielgruppe genutzt wird, um ihre Strategien möglichst anzupassen.
Die Ursache für eine verminderte Nutzungsintensität von Facebook liegt aus meiner Sicht nicht in den kurzfristig hohe Wellen schlagenden Enthüllungen bezüglich der missbräuchlichen Verwendung von Nutzerdaten begründet. Hierfür ist unser gesamtgesellschaftliches digitales Langzeitgedächtnis durch die Fülle an tagtäglichem Input zu überlastet, als dass diese Thematik längerfristig auf der allgemeinen Agenda verbleiben könnte. Vielmehr sehe ich als zentrale Entscheidungsfaktoren für ein reduziertes Nutzungsverhalten die schrittweise Abstumpfung der Nutzerschaft durch eine inhaltliche Reizüberflutung gepaart mit dem mittelfristigen Ausbleiben innovativer und aufregender Features. Hinzu kommt die sich immer weiter diversifizierende Landschaft spezialisierter Plattformen für eine Vielzahl individueller Nutzungsintentionen. Dies mag auch zu einer Art umgekehrter Realitätsflucht führen, also weg vom virtuellen und hin zum realen Leben mit einer Deaktivierung der entsprechenden Accounts als ultima ratio.
Ich habe bei mir selbst und auch in meinem Freundeskreis festgestellt, dass Facebook, im Vergleich zu anderen Social Media Plattformen, sehr an Popularität eingebüßt hat.
Die Zeiten in denen man jeden Tag seinen Feed gecheckt und seinen Status aktualisiert hat, sind eindeutig vorbei. Ich selbst nutze nur die Plattform nur noch, um mich über bestimmte Unternehmen oder Veranstaltungen zu informieren, oder um keine Geburtstage zu verpassen.
Ich bekomme auch immer wieder Nachrichten von Freunden, die mir ihre aktuelle Handynummer, oder den Instagram-Account schicken, um auch ohne Facebook Account weiterhin den Kontakt zu halten.
Social Media Kanäle, wie Instragram und Twitter, die immer weiter wachsen sind die Zukunft. Verbesserte Funktionen, Kommunikationsmöglichkeiten und vor allem weniger Datenskandale sind hier die Schlüsselwörter.
Gerade weil Facebook immer mehr Verluste zu verzeichnen hat, ist es eben auch für Unternehmen wichtig, rechtzeitig umzusatteln, um Ihre Zielgruppen weiterhin aufrecht zu erhalten. Eine Umorientierung und ein Wechsel von bekanntem ins unbekannte Gelände ist sicherlich nicht leicht, auf der anderen Seite aber auf lange Sicht effizienter und gewinnbringender.
Und was die Veränderungen angeht, erwarte ich von Facebook nicht viel. Offensichtlich reicht es für Zuckerberg eine Entschuldigung zu murmeln und schon ist alles vergeben und vergessen. Das wird auch weiterhin so sein – bleibt nur zu hoffen, dass die aufstrebenden Social Media Kanäle nicht auch im Laufe der Zeit darunter leiden werden.
Ich merke schon, wie sich mein social media Verhalten eher auf andere sites verlagert. Die meisten Deutschen die ich kenne, sind zwar auf Instagram aktiv, aber nicht so sehr auf twitter. Das scheint eher etwas internationales zu sein. Oder vielleicht liegt das auch eher an sozialen Kreisen.
Das Problem mit facebook liegt vor allem daran, dass heute mehr gescrollt wird, als noch vor ein paar Jahren. Damals wurde facebook als digitaler hangout genutzt, heute eher um sich up to date zu halten. Facebook versucht ja selbst möglichst viele Infos in möglichst wenig Zeit unterzubringen.
Natürlich hilft der Cambridge analytica Skandal auch nicht wirklich, Kunden an die Seite zu binden.
Der Artikel ist für mich auch heute noch aktuell, da ich erst vor kurzem die Entscheidung gefällt habe, meinen privaten Facebook Account zu löschen. Die Gründe wurden von den anderen Kommentatoren bereits aufgezählt, die Nutzung wurde immer weniger, mit dem aufkommen neuer Plattformen habe ich zunehmend meinen Schwerpunkt verlagert und durch den Cambridge Analytica Skandal fehlt auch zunehmend das Vertrauen. Für Unternehmen wird Facebook aber meiner Meinung nach trotzdem bedeutend bleiben, Facebook wird in nächster Zeit nicht verschwinden. Aber die Verlagerung auf diverse Plattformen, auch um unterschiedliche Unternehmensziele zu verfolgen, ist essentiell, um im Gespräch zu bleiben und im Kontakt mit den eigenen Zielgruppen.