20 Jahre Open Source Initiative

Im Februar 1998 entstand die Open Source Initiative (OSI) in Kalifornien. 20 Jahre später ist das ursprünglich primär auf Software ausgelegte Konzept ein weltweit anerkanntes Erfolgsmodell. Im Bereich Software gibt es heute für fast jedes Produkt eine Open Source-Alternative. Der Open-Source Gedanke geht aber noch viel weiter: Communities und Wissensplattformen, wie Wikipedia, sind etablierter Bestandteil des World Wide Webs. Zweifellos hat dies die Mediennutzung beeinflusst, aber welche Auswirkungen und Erkenntnisse bringt das für Unternehmen mit sich?

Was Unternehmen vom Open Source-Prinzip lernen können:

  • Inhalt als ständiger Prozess: Die Pflege und Wartung von Inhalten – genauso wie von Programmen – ist nicht minder wichtig als das Erstellen. Unternehmen stecken oftmals viele Ressourcen in die Bereitstellung von Angeboten; für die kontinuierliche Aktualisierung über längere Zeiträume müssen entsprechende Kapazitäten bereitgestellt werden. Open Source basiert darauf, dass ein Produkt nie als völlig abgeschlossen angesehen wird, sondern von vielseitig geprägten Interessenten kontinuierlich weiterentwickelt werden kann. Für Unternehmen lässt sich die Erkenntnis ableiten, dass idealerweise bei jedem Projektabschluss gleich die Wiedervorlage für eine erneute Prüfung und gegebenenfalls Weiterentwicklung gelegt wird. Das Ziel heißt: „Open Content“ – Inhalt, der ständig weiterentwickelt wird.


  • Zusammen ist man stärker: Die Stärke von Open Source liegt in der Zusammenarbeit von Experten verschiedenster Schwerpunkte, Hintergründe und Locations. Kooperationen mit externen Experten, Fachjournalisten, aber auch mit Personal aus den unterschiedlichen Abteilungen ermöglichen eine andere Sichtweise auf Ihre Produkte und Inhalte und können darüber hinaus neue Zielgruppen erschließen. „Influencermarketing“ ist heute wichtiger Bestandteil der Werbemaßnahmen, bei der die Kommunikation mit bestimmten Zielgruppen primär über geeignete Meinungsmacher erfolgt. Influencer können, müssen aber nicht Medienvertreter sein.

  • Pull- und Push-Kommunikation: Die Tatsache, dass Nutzer jedwede Information online abrufen können, verändert die Art der Kommunikation. Haben Journalisten ihren Schwerpunkt früher vor allem auf Informationsbeschaffung gelegt, verschiebt sich die Leistung heute vermehrt auf die Verarbeitung von Informationen. Dazu gehört besonders, Informationen zu interpretieren und kontrolliert in Zusammenhang zueinander zu bringen. Meinungsmacher haben daher eher die Rolle des Gatekeeper: Sie entscheiden, welche Themen wichtig sind, wie das Interesse geweckt und aufrechterhalten werden kann sowie woher die ggf. notwendigen Ressourcen kommen können. Für Unternehmen ist es daher entscheidend, relevante Informationsmaterialien so zur Verfügung zu stellen, dass sie gefunden werden können und sicherzustellen, dass das Interesse geweckt wird. Ein gut sortierter Newsroom, der Trends formuliert und neue Themen aufwirft ist also extrem wichtig. Inhalte sollten dabei in erster Linie nicht Mehrwert für die Nutzer liefern, sondern gut auffindbar sein. Das erreicht man unter anderem durch Suchmaschinenoptimierung (SEO). Am besten funktioniert Pull-Kommunikation allerdings in Kombination mit klassischer Push-Kommunikation – und das bereits im Kleinen auf der Website, denn Inhalte sollten auch jeweils aufeinander verweisen. Auf Plattformen wie YouTube funktioniert das mit „Wenn Dir das gefällt, magst Du eventuell auch…“, da so Interesse an Inhalten geweckt wird, von denen Nutzer vorher gar nicht wussten, dass sie sie spannend finden könnten.

Wenn man alle Informationen frei im Internet finden kann, warum braucht es dann noch klassische Medien?

Diese Frage kam vor allem im Zusammenhang mit dem prognostizierten Sterben von Print-Medien auf. Der wahre Kern hinter der Frage ist, dass sich die Art Medien zu rezipieren verändert, seitdem es Plattformen mit freien Inhalten gibt. Aber gerade das Beispiel Wikipedia zeigt, dass es Personen braucht, die die schiere Masse an Informationen filtern und aufbereiten. Ob es nun Plattformen, Foren, Print- oder Onlinemedien sind: Echte Experten sind gefragter denn je, um in die Flut von Informationen Ordnung zu bringen; richtig von falsch und unerheblich von bedeutsam zu unterscheiden.

Heute leistet Qualitätsjournalismus dies noch verlässlich: Eigentlich kann man nach wie vor nur hier zuverlässig die vielfältigen Entwicklungen verfolgen und  einen Überblick über relevante Strömungen der Medienentwicklung gewinnen, ohne sich in Fach-Chinesisch zu verlieren.

Was meinen Sie? Wie wird sich die Rolle der klassischen Medien in den nächsten Jahren verändern?